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Die Cervelat ist mir nicht Wurst!

Von Sir Rohner

Nun zugegeben, das Importverbot für brasilianische Zebu-Rinderdärme besteht seit bald einem Jahr und die daraus drohende Cervelat-Krise ist absehbar und zumindest den Fleisch(fr)essern unter uns bekannt. Dies ändert aber nichts daran, dass ich als bekennender Wurstfan diesem uns drohenden Super-GAU noch meinen Senf beifügen muss. Wobei Würste in Kombination mit Senf bei mir gewisse Reizschübe auslösen. Ostschweizer und Exil-Ostschweizer (z. B. solche die im Kanton Zürich leben) können das nachvollziehen.

Ist es nicht so?
Vielen Männern werde ich aus dem Herzen sprechen, wenn ich behaupte, dass es nur wenige männlichere Momente im Leben gibt, die reizvoller sind als an einem heissen Sommertag bewaffnet mit der Grillzange in der einen Hand und Tee haltend, trinkend, würzend in der anderen, die totale Kontrolle über das brutzelnde Batallion vor sich ausübend vor dem Bratwurstbratgerät (der Name soll nicht vortäuschen es wären nur Bratwürste zur Braterei freigegeben) zu wachen und dabei mit Artgenossen über „Themen“ zu fachsimpeln. An eisigen Wintertagen weichen die gebratenen Delikatessen denjenigen in Rädliform und werden mit viel Zwiebeln, Gurken, Käse und scharfem Öl verfeinert. Sollen Momente wie diese bald den guten Erinnerungen und Geschichtsbüchern angehören? So würden meine Enkelkinder also nach der damals-gab-es-noch-Erdöl-Gutenachtgeschichte und früher-war-ein-MP3-Spieler-nicht-automatisch-auch-ein-Telefon-Story von mir auch schluchzend erfahren, dass es anno dazumal eine Wurst namens Cervelat gab.

Auf in den Kampf!
Diesen Gedanken hielt ich für unzumutbar und ich sagte mir:

„N I E M A L S ! ! !“

Nur über meinen Blinddarm sterben die Cervelats aus!“ Sofort erhörte mich mein Körper und reizte diesen Bilddarm aufs äusserste. Und das ist eigentlich der wahre Grund warum ich mir diesen kürzlich operativ entfernen liess. Das wissen aber viele Leute nicht. Aufgrund der Rinderdarmknappheit hat der Metzerverband nämlich bereits Alternativdärme auf ihre guten und schlechten Eigenschaften hin geprüft, und ist zum Schluss gelangt auf das Spitzenprodukt der menschlichen Bilddärme umzusteigen. Ich tat es also für die Cervelat-Krise und auch weil ich durch die Plakatkampagne von transplantinfo.ch animiert wurde einen Organspendeausweis zu beantragen. An dieser Stelle bitte ich alle Leser die noch keinen Organspendeausweis besitzen, sich diesen hier zu downloaden, auszufüllen und stets bei sich zu tragen (elementar ist die Seite 2 des Dokuments).

Die Rettung ist unser
Mit dieser einfachen Massnahme können wir sie retten. Die Cervelat, ein über 100-jähriges kulinarisches Spitzenprodukt der Eidgenossenschaft das aus unseren Speisekarten nicht mehr wegzudenken ist. Sie hat sich zum Grundnahrungsmittel Nummer 1 gemausert. Eine Zukunft ohne sie wäre unvorstellbar und würde nicht nur Madame Etoile zur hysterischen Verbreitung von Weltuntergangsszenarien animieren (was der Wirklichkeit, meiner Meinung nach, ausnahmsweise sehr nahe käme). Auch Panikkäufe und Rangeleien vor dem Wurstregal in den Läden wären die Folgen.
Nein! So weit darf und wird es dank unserer Hilfe nicht kommen! Denn der Image- und Identitätsverlust für unser Land könnte in keiner Masseinheit ausgedrückt werden. Mit diesem Rinderdarmimportverbot hat uns die EU vor der EURO 2008TM voll in die Pfanne gehauen. Wie sollen wir uns der Weltöffentlichkeit verkaufen ohne DAS Identifikationssymbol der fliegenden Verpflegung an Fussballmatches schlechthin? Da dürfen wir uns nicht mehr lange mit dem EM-Slogan schmücken: Entdecke das Plus! Zwangsläufig werden wir Österreichs Motto kopieren müssen. Ach, was haben die schon wieder für ein Motto? Ja natürlich, logisch: Entdecke das Minus!

Prominente Cervelats!
Weiter müsste man bedenken, dass mit dem Tod des Cervelats auch sein ganzer Verwandtenkreis dahingerafft würde. Die Cervelatprominenz. Bei einigen würde der Verlust sicher nicht schmerzen umso weniger wenn diese einen Spenderausweis für ihren Darmtrakt mit sich führen täten. Aber malen wir nicht gleich den Teufel an die Wand. Mit ihrem Beitrag, sprich dem ausfüllen und mittragen des Darmspendeausweises, sind wir für den Kriegsfall gerüstet.

Mit makaberen Grüssen, Sir Rohner

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